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Selektiver Hauptleitungsschutzschalter (SLS) im Vergleich: Varianten, Auslösecharakteristiken & Einsatz von Rittal

Einleitung: SLS – Warum dieser Vergleich für Sie relevant ist

In vielen industriellen Anlagen und Verteilersystemen ist der **selektive Hauptleitungsschutzschalter (SLS)** eine Schlüsselkomponente. Die richtige Auswahl von Variante, Auslösecharakteristik und Einsatzumgebung beeinflusst direkt die Sicherheit, Funktionalität und Effizienz Ihres elektrischen Systems. In diesem Beitrag vergleichen wir die gängigen SLS-Varianten, erläutern typische Auslösecharakteristiken und zeigen auf, wie Sie SLS-Lösungen insbesondere im Umfeld von Rittal-Schaltschränken optimal einsetzen.

Grundlagen: Was ist ein SLS und wofür benötigt man ihn?

Definition & Funktionsprinzip

Ein **selektiver Hauptleitungsschutzschalter** – oft als SH-Schalter, SHU oder SLS bezeichnet – ist ein Überstromschutzgerät, das so ausgelegt ist, dass im Fehlerfall gezielt nur der betroffene Teil abgeschaltet wird, während der Rest der Anlage weiterläuft. Dieser Ansatz sichert die Verfügbarkeit kritischer Verbraucher. Im Gegensatz zu Standard-Leitungsschutzschaltern (LS) besitzt ein SLS typischerweise eine verzögerte magnetische Auslösung oder eine strombegrenzende Komponente, um Selektivität gegenüber nachgelagerten Schutzorganen zu gewährleisten. 

Warum Varianten und Auslösecharakteristiken wichtig sind

Die Auswahl von Variante und Auslöseverhalten bestimmt, wie schnell und unter welchen Bedingungen der SLS anspricht: bei Überlast, bei Kurzschluss oder in Kombination mit mechanischen und thermischen Einflüssen. Eine falsche Auswahl kann Selektivität zerstören oder Schutz unzureichend machen.

Darüber hinaus beeinflusst der Einbauort – z. B. in einem **Rittal-Schranksystem** – Kabellängen, Umgebungstemperatur, Bauformanforderungen und die Integration in modulare Verteileraufbauten.

Varianten von SLS – ein Überblick

Je nach Einsatzzweck, Anlagengröße und Umgebungsbedingungen kommen verschiedene Varianten von SLS infrage:

  • Hutschienen-SLS / DIN-Schienen-Ausführung: Kompakt und modular, geeignet für modulare Verteilersysteme (auch in Rittal-Komponenten verwendbar).
  • Platzsparende SLS-Bauformen (1 TE, 1,5 TE, 2 TE): Bei beengten Platzverhältnissen im Schaltschrank wichtig, um Raum effizient zu nutzen (ähnlich wie bei Leitungsschutzschaltern üblich). [oai_citation:2‡Wikipedia](https://de.wikipedia.org/wiki/Leitungsschutzschalter?utm_source=chatgpt.com)
  • SLS mit geschaltetem Neutralleiter: In manchen Fällen muss der Neutralleiter mit abgeschaltet werden (z. B. bei bestimmten Sicherheitsanforderungen).
  • Strombegrenzende Ausführung: Einige SLS-Modelle sind in der Lage, Kurzschlussströme zu begrenzen und damit Schutzorgane entlasten.
  • Modular integrierbare SLS-Module: In Schaltschrankbau-Systemen wie von Rittal können SLS-Module direkt in die Schrankstruktur integriert sein – z. B. als Zusatzmodule oder Einschubkomponenten.

Ein Beispiel aus dem Rittal-Umfeld

Rittal bietet derzeit primär Anschluss-Elemente mit bereits integrierten Leitungsschutzschaltern, z. B. das SZ 2507.500-Anschlusselement mit 10 A Leitungsschutzschalter für Hutschienenmontage. 

Obwohl dies kein klassischer SLS ist, zeigt es das Prinzip, wie Schutzkomponenten modular in Rittal-Systeme integriert werden können. In großen Verteilerschränken werden oft eigenständige SLS-Module eingesetzt, die räumlich nahe zu den Rittal-Klemmen oder Busbars montiert werden.

Auslösecharakteristiken von SLS im Vergleich

Eine der zentralen Entscheidungen beim SLS-Einsatz ist die Wahl der Auslösecharakteristik. Die häufigsten Varianten sind E, Cs und K. Jede Variante hat charakteristische Auslösebereiche und Einsatzzwecke. 

Empfohlen in Normen (z. B. VDE 0641-21) für allgemeine Anwendungen. 

  • Thermischer Auslöser bei ca. 1,05 bis 1,2 × In
  • Magnetischer Auslöser bei ca. 5 bis 6,25 × In
  • Gute Selektivität gegenüber typischen LS-Schaltern

Charakteristik Cs

  • Besonders geeignet für Anlagen mit hohen Einschaltströmen (z. B. große Motoren oder Induktivlasten)
  • Thermischer Auslöser etwas großzügiger, magnetischer Auslöser bei etwa 6,5 bis 10 × In [oai_citation:6‡Wikipedia]
  • Vorteil: weniger Fehlauslösungen beim Einschalten starker Verbraucher

Charakteristik K

  • Speziell für hohe Einschalt- und Stoßströme ausgelegt
  • Magnetischer Auslöserbereich typischerweise 8 bis 12 × In (je nach Hersteller) 
  • Weniger verbreitet im Standard-SLS, eher bei starken Motorlasten oder besonderen Lastprofilen

Auswahlkriterien im Überblick

Kriterium Empfohlene Charakteristik
Normgerechter Allzweckbetrieb E
Hohes Einschaltmoment / Induktivlasten Cs oder K
Bessere Selektivität zu nachgeordneten LS E
Minimierung von Fehlauslösungen Cs / K bei hoher Einschaltbelastung

Einsatz von SLS in Rittal-Schaltschränken: Aspekte & Empfehlungen

Wenn Sie einen SLS in einem Rittal-Schrank oder Rittal-Verteilerumfeld einsetzen, sollten Sie folgende Faktoren berücksichtigen:

Einbauplatz & Modulklarheit

Achten Sie darauf, dass der SLS modular wie ein regulärer Reiheneinbauautomaten montiert werden kann, idealerweise auf Hutschiene oder in vorgesehene Montagezonen innerhalb des Rittal-Gehäuses. Kurze Zuleitungen und geringe Strecken minimieren Induktivitäten, Verluste und Beeinträchtigungen.

Wärme und Belüftung

In geschlossenen Schränken (z. B. Rittal-Klima- oder Kühlgeräten) kann Hitze ansteigen. Temperaturabschläge und Umgebungseinflüsse müssen bedacht werden. Der SLS sollte idealerweise in einem gut belüfteten Abschnitt montiert werden.

Maschinen- und Schaltschranksegmente

Segmentieren Sie große Anlagen in Teilbereiche und verwenden Sie jeweils eigene SLS-Module, um die Fehlerbereiche klar zu definieren. So bleibt bei einem Fehler nur ein Teilbereich ohne Strom.

Koordination mit Rittal-Stromverteilern & Busbars

Wenn Sie in einem Rittal-System Sammelschienen oder Busbars einsetzen, planen Sie den SLS so, dass Übergänge sauber und mit geringen Übergangswiderständen erfolgen. Korrosionsfeste Verbindungsstellen sind entscheidend.

Zukunftssicherheit & Erweiterbarkeit

Achten Sie bei der Auswahl des SLS darauf, dass ausreichend Reservemargen vorhanden sind, um spätere Erweiterungen im System zu ermöglichen. So bleibt das System skalierbar, ohne die Selektivität zu gefährden.

Vergleich & Entscheidungshilfe: Welche SLS-Variante passt zu Ihrer Anwendung?

Um Ihnen die Wahl zu erleichtern, sehen Sie hier einen Entscheidungsleitfaden:

  • Benötigen Sie kompakte oder modulare Lösungen (z. B. in beengten Rittal-Verteilern)? → Hutschienen-SLS oder modulare Einschübe.
  • Haben Sie starke Motorlasten oder häufige Einschaltströme? → Charakteristik Cs oder K erwägen.
  • Ist Ihr System auf Erweiterung ausgelegt? → Reservekapazitäten prüfen, sowohl im Strom als auch in der Selektivität.
  • Wird der SLS in einem warmen oder schlecht belüfteten Raum betrieben? → Temperaturabschläge und Montagemöglichkeiten beachten.
  • Sind nachgeschaltete Schutzorgane bereits festgelegt? → SLS so dimensionieren, dass Selektivität gewahrt bleibt.

Praxisbeispiel: Integration eines SLS in einem Rittal-System

Stellen Sie sich vor, Sie betreiben einen Industrieverteiler in einem Rittal-Schrank mit vorinstallierten Busbars und Klemmenleisten. Sie möchten einen selektiven Hauptleitungsschutzschalter möglichst nahe dem Einspeisepunkt platzieren:

  1. Wählen Sie ein geeignetes SLS-Modul (z. B. modulare Hutschienen-Ausführung) mit Nennstrom passend zur Einspeisung (z. B. 63 A).
  2. Wählen Sie die Auslösecharakteristik basierend auf Ihren Lastprofilen (z. B. E für Standard, Cs bei Motorlasten).
  3. Planen Sie kurze, dicke Zuleitungen zum SLS – idealerweise in Kupfer, minimaler Übergangswiderstand.
  4. Montieren Sie den SLS in einem gut belüfteten Segment des Rittal-Schrankes, mit ausreichend Abstand zu hitzeerzeugenden Komponenten.
  5. Stellen Sie sicher, dass die nachgelagerten LS-Schalter bereits auf Selektivität mit dem SLS abgestimmt sind (keine Überlappungen in den Kennlinien).
  6. Dokumentieren Sie Ihre Wahl, prüfen Sie Simulationsergebnisse (z. B. mit Softwaretools) und führen Sie nach Inbetriebnahme Tests durch.

Fazit & Empfehlung

Ein fundierter Vergleich von **Varianten, Auslösecharakteristiken und Einsatzbedingungen** ist essenziell, um den passenden selektiven Hauptleitungsschutzschalter (SLS) auszuwählen – besonders, wenn er in Verbindung mit Rittal-Schaltschränken eingesetzt wird. Nur mit einer sorgfältigen Auswahl sichern Sie Funktion, Schutz und Effizienz Ihrer Anlage.

Nutzen Sie diesen Leitfaden, um für Ihre Industrieanwendungen die passende SLS-Variante zu wählen, das korrekte Auslöseverhalten zu definieren und den Einsatz in Rittal-Systemen optimal zu planen und auszuführen.

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